Gefahrgutübung in der Stadt Ronnenberg

Feuerwehren der Stadt Ronnenberg probten zusammen mit dem THW, dem DRK und der Polizei den Einsatz nach einem Gefahrgutunfall.

Das Schadenszenario für die diesjährigen Gefahrgutübung der Stadt Ronnenberg hatte das Technische Hilfswerk zusammengestellt. Auf einer Industriestraße im Ortsteil Empelde hatte sich ein Auffahrunfall ereignet. Zwei Personenkraftwagen waren auf einen Anhänger mit Wechselbrücke gefahren. Dabei war die Ladung verrutscht und teilweise beschädigt worden. Ein Behälter war auf die Front eines PKW gefallen. Insgesamt sechs Personen wurden verletzt und waren zum Teil in den Fahrzeugen eingeklemmt.

Die Wechselbrücke, die mit Wasser gefüllten "Gefahrstoffgebinde" sowie die Verletztendarsteller, die durch einen RUD Trupp des DRK geschminkt worden waren, hatte das THW Ronnenberg gestellt. Dabei wurde besonders Wert darauf gelegt, dass sich die Beladung möglichst realistisch darstellte und dem alltäglichen Gefährdungspotential entsprach.

Die erste Alarmierung lief bei dem Lage- und Führungszentrum "Deister" der Polizei auf. Ein Streifenwagen begab sich augenblicklich zum Unfallort. Die Beamten nahmen die Gefahr, die u.a. auch durch Geruchsstoffe in der Luft dargestellt wurde wahr, leisteten Erste Hilfe bei einer im Freien herumlaufenden Verletzten und sperrten den Unfallort ab. Aufgrund der Rückmeldung der Polizei wurden mehrere Rettungswagen, dargestellt durch die Schnelleinsatzgruppe des DRK in Empelde, und die Stützpunktfeuerwehr Empelde alarmiert.

Aufgabe des ersten Angriffstrupps der Feuerwehr, der unter Atemschutz vorging, war die Erkundung der Schadenlage und die Befreiung bzw. der Transport der Verletzten aus der Gefahrenzone, die ohne technisches Gerät zu retten waren. Während der Gefahrenbereich großräumig abgesperrt wurde, nahm ein zweiter Trupp hydraulische Rettungsgeräte zur Befreiung der Eingeklemmten vor.

Die Schwerpunktfeuerwehr Ronnenberg und der Fachberater Chemie des THW OV Ronnenberg wurden angefordert. Weitere Feuerwehrkräfte bauten vorsorglich einen dreiteiligen Löschangriff mit Wasser, Schaum und Pulver auf. Während die Dekontaminationsstelle an der Grenze des Absperrgebietes eingerichtet wurde, rüsteten sich zwei Trupps mit Chemikalienschutzanzügen aus. Verschiedene Einsatzabschnitte wurden gebildet und führten die jeweils unterstellten Kräfte. Eine Gemeinsame Einsatzleitung von Feuerwehr, THW, Rettungsdienst und Polizei wurde an einem der beiden Einsatzleitwagen eingerichtet. Zur Bereitstellung weiterer Atemschutzgeräteträger erfolgte die Nachalarmierung die restlichen fünf Ortsfeuerwehren der Stadt Ronnenberg.

Messungen hinsichtlich gefährlicher Gase mussten durch die Messtrupps der Ortsfeuerwehr Weetzen durchgeführt werden. Nachdem die übrigen Personen geborgen worden waren, begannen die Trupps mit der Erkundung innerhalb der Wechselbrücke. Umgefallene Gebinde und schlecht zugängliche Gefahrenkennzeichen erschwerten die Ermittlung der Stoffe. Die Beladung reichte von zwei Behältern mit je 1.000 Liter Glasreiniger und drei Paletten Wachskehrspäne über mehrere Kanister Amoniak, einige Fässer Testbenzin und 350 Kleingebinde bis zu einem Fass Schwefelsäure und zwei mal 1.000 Liter Salzsäure. Insgesamt umfasste die Ladung knapp 8 Tonnen, wobei die Lieferscheine nicht überall vollständig vorhanden waren.

Aus den von den Erkundungstrupps übermittelten Informationen mussten sich der Einsatzleiter zusammen mit der Fachberater Chemie ein Bild über die Gefahrenlage machen. Da mehrere Gebinde undicht bzw. beschädigt waren, musste der gesamte Behälter entladen werden.

Die Schnelleinsatzgruppe Bergung des THW Ronnenberg in der Einsatzoption "Gefahrgut" wurde über die Feuerwehreinsatz- und Rettungsleistelle angefordert. Das Technische Hilfswerk rückte zunächst mit dem MTW, dem GKW I, dem Kipper mit Ladekran, dem Bergungsräumgerät und dem Mehrzwecklastwagen, beladen mit Auffangbehältern und Ladegeräten an. Da zusätzlich zur Unterstützung bei der Gefahrstoffbergung auch die großflächige Ausleuchtung übernommen werden sollte, wurde wenig später der GKW II mit dem NEA30 und weiterem Beleuchtungsgerät nachgefordert.

An der Einsatzstelle wurden zwei beschädigte Gebinde von den CSA Trupps geborgen. Nach Einschätzung des Fachberaters Chemie war danach die Gefahr soweit reduziert, dass die Einsatztrupps mit leichten Chemieschutzanzügen und Pressluftatmern vorgehen konnten. Das auf einen PKW gestürzte Gebinde musste zunächst teilweise mit der Schlauchpumpe und Ablaufrinnen in Auffangbehälter entleert werden. Danach wurde der PKW mit samt des Behälters zurückgezogen bevor der Bergungsräumgerät das Gebinde bergen konnte.

Ein beschädigtes Fass wurde in einem Überfass gesichert. Mit der Palettengabel des Radladers, mit dem Ladekran des Kippers, mit Palettenhubwagen, und Fasskarren unterstützten die Atemschutz-Trupps des THW im Schutzanzügen beim Abladen des Anhängers. Dabei musste darauf geachtet werden, dass die entladenen Güter jeweils auf Folien gesichert und nach Produkten sortiert zwischen gelagert wurden. Die Tatortermittlungsgruppe Umwelt (TEGU) der Polizei nahm ihre Arbeit auf.

Mit insgesamt zehn Stativen und zwanzig Scheinwerfern leuchteten Helfer der zweiten Bergungsgruppe die Einsatzstelle aus. Der Strom wurde zentral durch die Netzersatzanlage 30 kVA erzeugt. Gegen 23:30 mehr als fünf Stunden nach der Alarmierung war die Übung mit fast 100 Einsatzkräften beendet und die Fahrbahn wieder geräumt.

Der THW Ortsverband Ronnenberg stellt im Rahmen der örtlichen Gefahrenabwehr eine Gefahrgutkomponente zur Unterstützung der Feuerwehr. Hierzu werden u.a. jährlich 10 zusätzliche Gefahrgutdienste mit der Feuerwehr durchgeführt. Insgesamt 16 Helfer sind speziell geschult worden. Die Unterstützung des THW gliedert sich in drei Komponenten, die gemeinsam oder einzeln angefordert werden können. Im einzelnen handelt es sich um so genannte Fachberater Gefahrgut (3 beruflich qualifizierte Helfer des TZ), die Räumkomponente mit BRmG, Kipper mit Ladekran ,Ladegeräten sowie Auffangbehältern und die CSA-Komponente mit Atemschutzgeräteträgern die an den Chemikalienschutzanzügen der Feuerwehr ausgebildet sind.

Das Technische Hilfswerk in Ronnenberg ist auch Bestandteil des Gefahrgutalarmplanes der Region Hannover. Entgegen häufig geäußerter Bedenken ist das Technische Hilfswerk regional auch bei Einsätzen mit gefährlichen Stoffen und Gütern, die üblicherweise eine Domäne der Feuerwehr sind, ein anerkannter Partner in der örtlichen Gefahrenabwehr, dessen Mitarbeit sowohl seitens der örtlichen Feuerwehr wie auch seitens der Polizei (TEGU) gewünscht wird.

Bernhard Rodeck
THW Ortsverband Ronnenberg


Alle zur Verfügung gestellten Bilder sind honorarfrei und dürfen unter Angabe der Quelle für die Berichterstattung über das THW und das Thema Bevölkerungsschutz verwendet werden. Alle Rechte am Bild liegen beim THW. Anders gekennzeichnete Bilder fallen nicht unter diese Regelung.




Suche

Suchen Sie hier nach einer aktuellen Mitteilung: