Hannover (Burgdorf/Springe/Ronnenberg - Region Hannover). Als am Donnerstag gegen 18 Uhr das erste Löschfahrzeug der Ortsfeuerwehr Wülfel auf das große Areal des ehemaligen Wal-Mart Kaufhauses an der Hildesheimer Straße in Hannover fuhr, ahnte noch keiner der neugierigen Passanten, dass hier in den nächsten Stunden eine große Alarmübung des Technischen Hilfswerkes stattfinden würde. Insgesamt waren knapp 100 Einsatzkräfte beteiligt, davon mehr als 60 Spezialisten aus den drei Ortsverbänden Ronnenberg, Springe und Burgdorf.
Die Ausgangslage, die zwei Ronnenberger THW-Angehörige nach ersten Kontakten zum Besitzer des ca. 80 x 100 Meter großen Gebäudes und zum Abbruchunternehmer nur drei Tage vor der Übung erdachten und in einer geheimen Aktion in den Folgetagen vorbereiteten, sah vor, dass es bei Abbrucharbeiten an dem Supermarkt zu einem unkontrollierten Fassadeneinsturz gekommen sei und das eine unbekannte Anzahl Arbeiter verschüttet sei.
Die bei solchen Unglücksfällen primär zuständige Feuerwehr Hannover wurde nach Absprache mit dem Stadtbrandmeister und dem Leiter vom Dienst (LVD), der sich selbst einen Blick von der Übungslage verschaffte, durch die Freiwillige Feuerwehr Hannover Wülfel dargestellt. Die Kameraden der Feuerwehr waren dabei voll in das Übungsgeschehen integriert und durchsuchten zunächst die Randtrümmer. Bereits gegen 18.12 Uhr forderte der Einsatzleiter vor Ort die Fachgruppe Ortung und wenige Minuten später den gesamten Technischen Zug des THW Ortsverbandes Ronnenberg an. Vor Ort begann die Feuerwehr damit einen Verletzten von einem Vordach zu bergen und verschiedene Außentüren mit Brechwerkzeug und hydraulischem Rettungsgerät zu öffnen. Insgesamt konnten vor eintreffen der ersten THW Spezialisten bereits vier Verletzte gerettet werden. Eine Verletztenablage wurde in der Waschhalle einer Tankstelle eingerichtet und bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes und der Sanitätskräfte betreut.
Aufgabe der Fachgruppe Ortung des THW war es Verschüttete Personen unter den großflächig verteilten Randtrümmern zu suchen. Dabei kamen u.a. drei Rettungshunde zum Einsatz. Gegen 18.25 Uhr wurden dann aus dem THW Ortsverband Springe der Zugtrupp und die erste Bergungsgruppe und gegen 18.30 Uhr aus dem Ortsverband Burgdorf die zweite Bergungsgruppe und die Beleuchtungsgruppe zur Unterstützung angefordert.
Die nach und nach eintreffenden THW Einheiten wurden an der Führungsstelle, in diesem Fall eingerichtet durch den Zugtrupp aus Ronnenberg eingewiesen und in die Abschnitte verteilt. Gemeinsam retteten Feuerwehr und THW Helfer verschiedene Personen aus teilweise komplexen Trümmerlagen. Unterstützt wurden sie von den Kräften des Rettungsdienstes, dargestellt durch Teile der Schnelleinsatzgruppen des DRK (Bereitschaft Laatzen/Empelde) und des ASB (Barsinghausen). Der Arbeitersamariterbund hatte auch sein RUD-Team (realistische Unfall Darstellung) ins Rennen geschickt, das die insgesamt 9 Verletztendarsteller realistisch geschminkt hatte. Teilweise wurden die Darsteller durch die Übungsleitung mehrfach eingesetzt, so dass bis Übungsende gegen 22 Uhr insgesamt 14 Personen durch die Einsatzkräfte gerettet und 3 Leichen geborgen waren.
Da für die Vorbereitung ein großer Abbruchbagger des Unternehmers zur Verfügung stand, konnten auch recht komplexe Trümmerlagen mit großen Stahlbetonteilen, unter denen Personen eingeklemmt waren, dargestellt werden. Parallel zu den Rettungsmaßnahmen wurde die Beleuchtung aufgebaut.
Dabei kamen auch zwei Lichtmasten des THW Burgdorf zum Einsatz. Im Trümmergelände hoben die Spezialisten des Technischen Hilfswerkes schwere Trümmerteile an und bewegten oder zerkleinerten sie. Im Inneren des Gebäudes musste ein Wanddurchbruch erstellt werden um an einen Verschütteten zu gelangen. Eine weitere Herausforderung nach dem Orten und Bergen war der Transport der Verletzten über die Trümmer.
Nach Übungsende konnten die eingesetzten Helfer kalte und warme Getränke und eine Suppe zu sich nehmen, die von der Betreuungsgruppe des DRK Empelde vorbereitet wurden. Die zweite Hälfte der Übung wurde durch einsetzenden Dauerregen zusätzlich erschwert.
Auch wenn eine detaillierte Übungsauswertung noch aussteht, kann aus Sicht der Übungsleitung bereits jetzt ein positives Fazit gezogen werden. Alle Verletzten wurden ohne Unfall unter den Einsatzkräften zeitnah gefunden und gerettet. Die Zusammenarbeit zwischen den Organisationen klappte ausgezeichnet. Auch konnte der Eindruck gewonnen werden das so gut wie keiner der THW Helfer bereits im Vorfeld von der Alarmübung Kenntnis hatte.
Selbst der Ronnenberger Zugführer ging bis zum Eintreffen auf dem Gelände noch von einer Reallage aus. Positiv ist herauszustellen, dass die drei Ortsverbände in kurzer Zeit in der Lage waren zusammen knapp 60 Helfer aufzubieten, was die Einsatzbereitschaft des Technischen Hilfswerkes in der Region Hannover demostriert.
Ein Dank geht an alle Personen und Unternehmen die uns in der sehr kurzen Vorbereitungsphase zielgerichtet und unkompliziert unterstützt haben, an die Kameradinnen und Kameraden von Feuerwehr, DRK und ASB, an die Polizei, die eine Streifenwagenbesatzung und Beobachter entsandte und an alle Helferinnen und Helfer des Technischen Hilfswerkes.
Bernhard Rodeck
THW Ortsverband Ronnenberg