Ronnenberg/Hannover. Als am vergangenen Wochenende das Kesselhaus auf dem ehemaligen Continental-Gelände in Hannover Limmer durch ein gewerbliches Sprengunternehmen niedergelegt werden sollte, gab es unerwartete Probleme. Nachdem sich der Staub verzogen hatte, war zu erkennen, dass ein ca. 35 Meter hohes Kesselgerüst mit ähnlich hohem Kamin stehen geblieben war. Die jeweils 60 cm dicken Hauptträger waren zwar geschwächt, doch war nach Einschätzung aller Fachleute genügend Standsicherheit gegeben um eine Nachsprengung im Ruhe vorzubereiten und durchführen zu können.
Der erneute Sprengversuch erfolgte am Freitagmorgen. Zuvor waren neue Berechnungen angestellt und die speziell für das Trennen dicker Stahlteile vorgesehenen Schneidladungen getestet worden. Nach menschlichem Ermessen sollte diesmal alles klappen. Doch nach Detonation und Erschütterung stand der über 60 Meter hohe Turm aus Stahl und Betonresten immer noch. Die Inspektion zeigte, dass nun zwar die Träger sauber getrennt wurden, jedoch waren Teilstücke nicht wie geplant heraus gefallen, so dass das Gerüst nun genau auf den losen Abschnitten aufstand.
Alles in allem eine sehr kritische Lage, denn nun konnte keiner mehr abschätzen wie viel Standsicherheit vorhanden war. Klar war, der Turm des Kesselhauses musste nun fallen, andernfalls konnte der Sicherheitsbereich, der sich auch auf den Kanal und Teile außerhalb des Werksgeländes erstreckte, nicht freigegeben werden. Vorsichtig wurden dicke Stahlseile angeschlagen, um die getrennten Teile aus großer Entfernung durch den Einsatz von Baumaschinen herauszuziehen. Doch alle Versuche misslangen.
Am späten Nachmittag entschieden sich alle Verantwortlichen zu Notsprengung. Durch aufgelegte Ladungen sollten die getrennten Teilstücke heraus gebrochen werden. Gegen 18.00 Uhr war es dann soweit. Der Sprengberechtigte hatte die Ladungen angebracht und notdürftig mit Sandsäcken verdämmt. Das Gelände wurde erneut abgesucht und der Sperrkreis geschlossen. Durch Lautsprecherdurchsagen forderte die Polizei die Anwohner auf die Fenster zu öffnen und rückwärtige Gebäudeteile aufzusuchen. Nachdem die wenigen Mitarbeiter des Abbruchunternehmens und die anwesenden Verantwortlichen der Wasserstadt Limmer GmbH wie auch die THW Helfer und Pressefotografen die Deckung aufgesucht hatten, konnte gezündet werden.
Nach einem lauten Knall gefolgt von einem erheblichen Auswurf von Bruchstücken, war das ächzende Geräusch der umkippenden Stahlkonstruktion zu vernehmen. Die Arbeit war vollbracht und allen Verantwortlichen war die Erleichterung anzumerken gewesen.
Wäre auch dieser Versuch misslungen, so war bereits fest verabredet die Ortsverbände des Technischen Hilfswerkes zur Beleuchtung anzufordern, denn die gefährliche Lage musste auf jeden Fall entschärft werden.
Bernhard Rodeck
THW Ortsverband Ronnenberg