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THW–Einsatz nach Großfeuer in Lebensmittelbetrieb

THW Einsatzkräfte in der Region Hannover führen umfangreiche Maßnahmen zur Löschwasserrückhaltung, Stromversorgung, Beleuchtung und Bergung von Tiefkühlprodukten durch

Wunstorf (Region Hannover). In den frühen Morgenstunden des 29. November brach in einer ca. 120 Meter langen Fabrikationslage in einer automatischen Palettieranlage in der Herstellung von Tiefkühlkost ein Feuer aus. Die Flammen griffen so schnell um sich, dass die 10 Ortsfeuerwehren der Stadt Wunstorf bei den Städten Neustadt a.R. und Seelze nachbarschaftliche Löschhilfe anfordern mussten. Zusätzlich waren die Werkfeuerwehren des Seelzer Chemieunternehmens Honeywell sowie des Bundeswehrfliegerhorstes Wunstorf und die Berufsfeuerwehr Hannover mit einer Vielzahl von Spezialfahrzeugen vor Ort. Insgesamt ca. 400 Feuerwehrkräfte bekämpften die Flammen im Produktionsbereich auf einer Fläche von über 5.000 m². Aufgrund des Brandrauches und austretenden Ammoniaks mussten zeitweise angrenzende Wohngebiete evakuiert werden.

Bereits seit dem Vormittag war der THW Ortsverband Wunstorf in den Einsatz eingebunden. In der nahegelegenen Unterkunft stand eine Gruppe in Bereitschaft. Ein Fachberater wurde in die Einsatzleitung entsandt. Die massive Einbindung der Spezialisten des THW erfolgte jedoch erst am ca. 16 Uhr. Das Technische Hilfswerk erhielt den Auftrag bei der Löschwasserrückhaltung zu unterstützen. Bis dahin war diese Aufgabe von den Kameraden der Werkfeuerwehr Honeywell mit übernommen worden. Durch das Abtrennen des Werksgeländes von der öffentlichen Abwasserentsorgung war mittlerweile das Kanalnetz vollgelaufen und das kontaminierte Löschwasser hatte bereits Kellerräume geflutet.

Der THW Ortsverband Wunstorf brachte seine Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen zum Einsatz. Die Kameraden des Ortsverbandes Ronnenberg unterstützten durch den Transport von Tank-Containern und IBC-Palettenbehältern mit dem MzKW (Wechselbrückenfahrzeug) in die das Löschwasser aufgenommen werden sollte. Durch die Helfer der Fachgruppe wurden zunächst die Kellerräume geleert, bevor nachfolgend die neue Schnelleinsatzpumpe im Kanalsystem zum Einsatz kam. Die Pumparbeiten mussten nach Mitternacht beendet werden, da zu diesem Zeitpunkt die Aufnahmekapazität aller Behälter erschöpft war.

Da sich die Dunkelheit ankündigte, kam auch die Fachgruppe Beleuchtung des Ortsverbandes Wunstorf zum Einsatz. Mit dem Lichtmastanhänger wurde schwerpunktmäßig der Bereich in dem die Löschwasserrückhaltung erfolgte ausgeleuchtet. Weite Teile des Werksgeländes waren aufgrund des Feuers ohne Strom.

Gegen 17 Uhr zeichnete sich ein weiterer wesentlicher Einsatzauftrag ab. Infolge der Brandeinwirkung war auch die Kühlanlage für das ca. 45 x 60 Meter große Kühlhaus mit Hochregallager zerstört. Dort werden in einem automatisierten Schieberegalsystem die Rohwaren für die Herstellung der Lebensmittel bei einer Temperatur zwischen 22 – 28° unter dem Gefrierpunkt gelagert. Außer der Kühlung war die gesamte Stromversorgung unterbrochen und die Steuerung zerstört. Da das Kühlhaus selbst von dem Feuer verschont blieb sollte die Rohware, die einen erheblichen Wert darstellt, vor Überschreiten der Temperaturgrenze von -18°C durch die Umlagerung in andere Kühlhäuser gerettet werden. Was sich zunächst unspektakulär anhört, gestaltet sich als erhebliche Herausforderung für die Firmenangehörigen und die Kräfte des Technischen Hilfswerkes. Nicht weniger als 4.000 Europaletten und Paletten mit Übermaß, auf denen das Gefriergut gelagert ist, sind in drei Kühlhäuser in der Region Hannover mittels Kühllastwagen zu transportieren.

Für das Technische Hilfswerk ergaben sich folgende Aufgaben, die die Vorraussetzung für das Gelingen der umfangreichen Bergungsmaßnahmen waren. Die Kühlhalle musste mit Strom versorgt werden um bestimmte Hallenbereiche zu mit Lastwiderständen und Lüftern heizen und die Batterien der speziellen Flurförderfahrzeuge laden zu können. Der gesamte Hallenvorplatz mit den Laderampen war mit Halogenscheinwerfern auszuleuchten. In der Kühlhalle musste ein Kabelnetz so verlegt werden, dass die Regale und Verkehrsflächen mit HQI-Scheinwerfern ausgeleuchtet werden konnten und gleichzeitig ein Bewegen der Stapler sowie der Regalelemente möglich war. Die Elektrofachkräfte des THW mussten an den drei automatischen "Theromschleusen", die eine Vorraussetzung dafür darstellen, dass beim Laden nicht zu viel Kälte verloren geht, so umrüsten, dass sie unabhängig von der zerstörten Gesamtsteuerung eingespeist und bedient werden konnten. Und letztendlich standen die Kräfte vor der Herausforderung, die sonst maschinell und computerüberwacht arbeitenden Schiebregale so zu bedienen, dass sie mit technischen Hilfsmitteln rein mechanisch und sicher in eine Stellung gebracht werden konnten, damit die Stapler an das bis zu 8 Meter hoch gelagerte Gefriergut gelangen konnten.

Neben den beiden Bergungsgruppen des Technischen Zuges Wunstorf wurden zur Unterstützung die schweren Bergungsgruppen (B2B) der Technischen Züge aus Lehrte und Ronnenberg alarmiert. Weiterhin wurden aus Ronnenberg Zusatzmaterial für die Verkabelung und Elektrofachkräfte nachgeführt. Gemeinsam erledigten die Helfer der drei THW Ortsverbände die anstehenden Aufgaben mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und zeichneten sich durch eine professionelle Durchführung aus.

Gegen 03:00 Uhr in der Nacht waren die Arbeiten soweit abgeschlossen, dass das Gros der ca. 50 THW Helfer einrücken konnte. Die gestellten Aufgaben waren weitestgehend gelöst. Der Arbeitsforschritt wurde nun im Wesentlichen bestimmt, durch die Ladearbeit der Flurförderfahrzeuge und die Taktfrequenz der eingesetzten Kühlfahrzeuge.

Zur Unterstützung beim Verschieben der, beladen bis zu 200 Tonnen schweren, Regalelemente und zur Aggregatewache verbleibt jeweils eine Gruppe von sieben THW-Helfern vor Ort. Weiterhin müssen je nach Lage die Scheinwerfer in ihrer Position verändert werden. Da bis zum vollständigen Leeren der Kühlhalle rund um die Uhr gearbeitet wird, wurde seitens des THW ein Schichtplan aufgestellt, wobei sich die Spezialisten der Ortsverbände Wunstorf und Ronnenberg die Schichten aufteilen. Nach derzeitiger Berechnung ist mit dem Verladen der letzten Paletten am Samstagmorgen zu rechnen.

Zur Verpflegung der eingesetzten Helfer wurde in der Unterkunft des Ortsverbandes Wunstorf ein Verpflegungspunkt eingerichtet, bei dem Warm- und Kaltverpflegung zubereitet und ausgegeben wird. Der Einsatz zeichnet sich derzeit durch die gute Zusammenarbeit aller Kräfte aus. Das Technische Hilfswerk konnte durch die Fachkenntnis, die viele Helfer aus den erlernten Berufen mitbringen, überzeugen.

Bernhard Rodeck
THW Ortsverband Ronnenberg


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