Seelze (Region Hannover). In den frühen Morgenstunden des 30.11.2001 stürzte ein Sattelzug auf der BAB 2, Richtungsfahrbahn Berlin, auf Höhe der Anschlussstelle Wunstorf Luthe auf die Seite und versperrte alle drei Fahrspuren. Die Ladung, 30 Tonnen Kies, verteilte sich auf einer Strecke von 50 Metern über die gesamte Fahrbahnbreite.
In den unbeleuchteten Sattelauflieger raste nachfolgend ein PKW mit zwei Insassen. Der Fahrzugführer des PKW wurde getötet während sein Beifahrer lebensgefährliche Verletzungen erlitt. Der schwerverletzte LKW-Fahrer war wie auch die beiden anderen Beteiligten massiv in seinem Fahrzeug eingeklemmt. 350 Liter Dieselkraftstoff und eine erhebliche Menge Motoröl vermengten sich mit dem Schüttgut und drohten die Umwelt zu verschmutzen. Gegen halb fünf Uhr morgens wurden die zuständige Stützpunktfeuerwehr Dedensen und die Schwerpunktfeuerwehr Seelze alarmiert.
Nach erster Lageerkundung wurde der Feuerwehrkran FwK 25 der Berufsfeuerwehr Hannover angefordert. Die Rettung der eingeklemmten Personen gestaltete sich aufgrund der besonderen Situation sehr schwierig. Der PKW war unter dem Auflieger extrem verklemmt. Der Fahrzeugführer des LKW war teilweise durch seine Fahrerkabine, die deformierte Mittelschutzplanke und die Fahrbahn eingeklemmt. Durch die dicke Kiesschicht wurden die Arbeiten an beiden Fahrzeugen zusätzlich erschwert. Um kurz nach 05:00 Uhr alarmierte die Feuerwehreinsatzleitung die Schnelleinsatzgruppe (SEG) Bergung des THW Ortsverbandes Ronnenberg in ihrer Einsatzoption "Räumen" um die Bergungsmaßnahmen zu unterstützen und danach das kontaminierte Ladegut von der Fahrbahn zu entfernen.
Ungefähr 30 Minuten nach der Alarmierung traf die SEG des Technischen Hilfswerkes mit dem Mannschaftstransportwagen (MTW) dem Kipper mit Ladekran 13mt und Tiefladeranhänger, dem Bergungsräumgerät (BRmG) sowie dem Gerätekraftwagen (GKW I) an der Einsatzstelle ein. Kurz vor Eintreffen des THW gelang es der Feuerwehr unter Einsatz des Kranwagens und einer Seilwinde den PKW vom LKW zu trennen und so die beiden Insassen zu befreien. Zur Rettung des LKW-Fahrers, der insgesamt fast zwei Stunden eingeklemmt war, musst das Fahrerhaus mit dem Kran gesichert werden. Hebekissen und hydraulische Rettungsgeräte standen zum Anheben und Spreizen zur Verfügung. Das Technische Hilfswerk unterstützte hier beim Einsatz des 1,5 t Mehrzweckzuges, mit dem das Kabinendach weggezogen wurde, sowie beim Herausheben der schwerverletzten Person.
Nachdem die Rettungsarbeiten beendet waren, konnte mit der Bergung des Lastzuges begonnen werden. Ölbindemittel diente zum Schutz der Umwelt, da der Kraftstoff teilweise bereits in den Seitenstreifen geflossen war. Die Lichtmasten der Rüstfahrzeuge und zusätzlich aufgestellte Scheinwerfer leuchteten die Einsatzstelle bis zum Tagesanbruch aus. Mit dem Bergungsräumgerät des THW, ausgestattet mit einer Klappschaufel, wurde der auf der Fahrbahn liegende Kies zusammen geschoben und nachfolgend zur Entsorgung auf zwei Muldenfahrzeuge verladen. Helfer der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerkes säuberten gemeinsam den stark verschmutzten Mittelstreifen. Verunreinigter Erdboden musste aufgenommen werden. Unterstützt wurden die Einsatzkräfte von einer Kehrmaschine und den Sicherungsfahrzeugen der Autobahnmeisterei. Gegen elf Uhr Vormittags war die Fahrbahn so weit geräumt, dass eine Spezialfirma mit der Reinigung der Betondecke beginnen konnte. Seitens des Technischen Hilfswerkes wurden vier Fahrzeuge und elf Helfer eingesetzt.
Kräfte vor Ort:
- Stützpunktfeuerwehr Dedensen: LF 8, TLF 8-18, MTW
- Schwerpunktfeuerwehr Seelze: LF 16-25, TLF 16-25, RW 2, ELW 1-2, MTW, GW-Meß
- Berufsfeuerwehr Hannover: FwK 25
- THW OV Ronnenberg: MTW, GKW I, Kipper Ldkr, BRmG, Tieflader
- Rettungsdienst Landkreis Hannover: 3x RTW, 3x NEF
Bernhard Rodeck
THW Ortsverband Ronnenberg