Trockenen Fußes

Ausbildung, Einsätze und Übungen: Technisches Grundwissen bringen alle Ehrenamtlichen im THW mit in den Dienst. Doch gerade bei großen Hochwasserlagen bedarf es Spezialistinnen und Spezialisten, die mit ihrem Wissen und ihrer Kompetenz Gefahrenpotentiale erkennen, sie einschätzen, Berechnungen vornehmen sowie die richtigen Geräte und Maßnahmen empfehlen. Im THW machen das die Technischen Beraterinnen und Berater für Hochwasserschutz und Deichverteidigung.

Sandsäcke befüllen, schleppen, werfen, stapeln: Das sind die wichtigen Maßnahmen bei Hochwasser, für die ein starkes und engagiertes Team erforderlich ist. Doch auch wenn all‘ das Miriam Herrmann aus dem THW-Ortsverband Lehrte nicht macht, kann sie behaupten: „Ich sorge im Team dafür, dass die Bevölkerung in einer Hochwasserlage trocken bleibt!“

Die Technischen Beraterinnen und Berater für Hochwasser und Deichverteidigung sind im Speziellen dafür ausgebildet, Schäden an Deichen und Hochwasserschutzanlagen optimal beurteilen zu können. Beispielsweise begutachten sie hierfür die Standfestigkeit und Beschaffenheit von Dämmen und Deichen. Bei großen Hochwasserlagen nehmen die Beraterinnen und Berater Personal- und Materialberechnungen im Hintergrund vor und geben den Einsatzleitungen und Katastrophenschutzstäben Ratschläge zu den richtigen Maßnahmen. Diese Handlungs- und Entscheidungsempfehlungen sind essentiell, um Deichsicherungsmaßnahmen zu planen und durchzuführen. Darüber hinaus unterstützen sie vor Ort als direkte Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner bei der Organisation der Sandsacklogistik sowie beim Aufbau und Betrieb eines Sandsackfüllplatzes.

Ihr umfassendes Fachwissen zu Hochwasser – speziell bei der Verteidigung von Deichen und Hochwasserschutzanlagen – erlangen die Technischen Beraterinnen und Berater, indem sie zunächst die THW-Grundausbildung absolvieren. Nach einer anschließenden Führungsausbildung besuchen sie den Lehrgang „Deichverteidigung“, der im Besonderen Fachwissen über Messverfahren vermittelt. Abschließend absolvieren sie den weiterführenden Lehrgang „Technische Beraterin“ bzw. „Technischer Berater“.

Miriam Herrmann profitiert davon, dass bundesweit alle Ehrenamtlichen die gleiche Grundausbildung haben und mit dem gleichen Material arbeiten: „Das schafft den sicheren Rahmen, auf den ich mich verlassen kann.“ Doch darüber hinaus braucht sie ein gutes Beurteilungs- und Improvisationsvermögen sowie Überzeugungskraft. Zudem wird ihre Stressresistenz immer mal wieder auf eine harte Probe gestellt, denn nach starken und langanhaltenden Regenfällen kann es um die Frage gehen, ob eine ganze Ortschaft unterzugehen droht. Wichtig ist es in solchen Situationen, den Überblick zu behalten. Und so sagt Miriam verantwortungsbewusst: „Es kann vorkommen, dass ich dazu rate, einen Deich in einer wenig besiedelten Gegend dem Hochwasser Preis zu geben, damit an anderer Stelle der Wasserdruck abnimmt und beispielsweise eine Innenstadt nicht überschwemmt wird.“ Mit ihrem Team konnte sie bislang Schlimmes verhindern, sodass die Bevölkerung während ihrer Einsätze trockenen Fußes durch die Hochwasserlage kam.

Im Abstand von drei Wochen stellt das THW verschiedene Funktionen im THW-Ortsverband vor. An dem Projekt beteiligten sich Ehrenamtliche aus allen acht Landesverbänden. Die in den Videos gezeigten Helferinnen und Helfer präsentieren ihre Aufgaben im Ortsverband stellvertretend für alle THW-Funktionsträger.