Ronnenberg (Region Hannover). Als am Freitagmorgen (03.01.2003) gegen vier Uhr die ersten Helfer des Ortsverbandes Ronnenberg über Funkalarmempfänger zum Einsatz gerufen wurden, ahnte keiner, dass sich das Einsatzgeschehen bis zum Sonntagabend hinziehen würde. In der Region Hannover kam es aufgrund von Dauerregen und Tauwetter sowie der rasch ansteigenden Pegel von Leine und Ihme zu einer angespannten Hochwasserlage.
Die Ronnenberger THW Helfer wurden am Freitag zunächst alarmiert, um in der Nähe der Stadt Barsinghausen mit gefüllten Sandsäcken aus der in der Unterkunft lagernden Reserve zu unterstützen. Unmittelbar danach erfolgte eine zweite Anforderung für ein Neubaugebiet im Ortsteil Jeinsen der Stadt Pattensen, wo die Leine eine Wohnsiedlung bedrohte. Die Helfer rückten zum Sandsacktransport mit dem Kipper mit Ladekran sowie mit zwei Mehrzwecklastwagen aus und verbauten ca. 700 Sandsäcke. Außerdem wurde der Gerätekraftwagen GKW I mit Beleuchtungsmaterial und der Mannschaftstransportwagen eingesetzt.
Die nächste Anforderung erreichte das Technische Hilfswerk wieder aus Barsinghausen. Der Fuchsbach hatte dort eine große Wohnanlage für betreutes Wohnen von Senioren unter Wasser gesetzt. Die Feuerwehr hatte bereits Sandsäcke verbaut, um die Fluten umzuleiten. Die zweite Bergungsgruppe mit Gerätekraftwagen GKW II und Netzersatzanlage 30 kVA unterstützte die Pumparbeiten vor Ort. Neben den beiden 1.500 l/min und einer 800 l/min Tauchpumpen des THW waren noch vier Tragkraftspritzen der Feuerwehr im Einsatz.
Im Rahmen einer Erkundungsfahrt im Bereich Laatzen und Hemmingen konnten mehrere Bewohner, die bereits in Eigenleistung damit begonnen hatten ihre Häuser mit Sandsäcken zu sichern, beraten werden. Weiterhin konnten noch mit einigen Säcken ausgeholfen und die Schmutzwasserpumpe des GKW I zum Einsatz gebracht werden.
Ab Mittag wurde auf dem Unterkunftsgelände des THW Ortsverbandes Ronnenberg verstärkt mit dem Befüllen von Sandsäcken begonnen, da sich die Reserve von 800 Säcken zum Ende neigte, und absehbar war, dass sich die Hochwasserlage noch verschlimmern würde. Mit der internen Organisation von Befüllung und Sandsacklogistik haben die Helfer bereits einige Erfahrung, so dass sich die Unterkunft schnell wieder zu einem zentralen Füllplatz wandelte.
Am späten Freitagnachmittag wurden 600 gefüllte und 2000 leere Säcke nach Uetze geliefert. Hierbei sowie beim nachfolgenden Sandtransport unterstützten auch die LKW Kipper der THW Ortsverbände Burgdorf und Springe. Ein Ronnenberger Trupp wurde mit einem Mehrzwecklastwagen MLW-R ebenfalls zum Sandsackverbau nach Uetze entsandt. Gegen 18:00 Uhr erfolgte die Anforderung der zweiten Bergungsgruppe, die den Einsatz in Barsinghausen beendet hatten. Sie sollte mit ihren drei Tauchpumpen und der Netzersatzanlage nach Eltze bei Uetze abrücken, wo das Oberflächenwasser über die Schmutzwasserkanäle in die Häuser drückte. Zusammen mit Einheiten der Ortsverbände Lehrte, Burgdorf und Springe wurde hier eine Pumpenleistung von ca. 18.000 l/min bereit gestellt.
Nach einer Vorerkundung erfolgte um 20:30 Uhr die Alarmierung zur Unterstützung der Feuerwehr in Großmunzel. Beim ca. 100x100m großen Klärbecken des Zuckerfabrik war der ca. 10 Meter hohe Damm an mehreren Stellen undicht geworden. Das Technische Hilfswerk setzte hier einen Mehrzwecklastwagen MLW, den Kipper mit Ladekran, den Kipper des THW OV Burgdorf sowie den Kipper der Kreisstraßenmeisterei Ronnenberg zum Sandsacktransport ein. Zusätzlich zu ca. 1000 Sandsäcken der Feuerwehren lieferte das THW weitere 1500 Säcke und Unterstütze die 5 anwesenden Ortsfeuerwehren des Löschbezirks Groß Munzel beim Verbau.
Gegen Mitternacht wurden 650 Sandsäcke in den Ortsteil Wilkenburg, der ebenfalls von der Leine bedroht war, geliefert. Hierbei kam der Kipper mit Ladekran, die Mehrzwecklastwagen und ein LKW der Feuerwehr zum Einsatz.
Bis ca. zwei Uhr Nachts wurden weitere Sandsäcke gefüllt, so dass in der Unterkunft wieder eine Reserve von 1200 Säcken auf Europaletten zur Verfügung stand. Die restliche Nacht wurde lediglich mit den Pumparbeiten in Eltze verbracht. In der Unterkunft verblieben drei Helfer, um bei Bedarf weitere Sandsäcke zur Verfügung zu stellen.
Am frühen Samstagmorgen wurden mehrere Anfragen aus der Stadt Laatzen befriedigt. Gegen neun Uhr forderte die Landeshauptstadt Hannover über ihren Stab (SAE) zunächst 1500 und dann weitere 1500 gefüllte Sandsäcke ab. Somit war klar das die gesamte Sandsackbefüllung wieder angefahren werden musste. Bis zum Nachmittag pendelten ständig THW Kipper, Wechsellader der Feuerwehr und Lastkraftwagen von DRK, ASB und JUH zwischen der Ronnenberger THW Unterkunft, der Feuerwache 4 sowie den Einsatzstellen im Stadtgebiet. An vier Füllstationen wurde gleichzeitig gefüllt. Unterstützung wurde durch sieben Helfer des THW OV Springe, die mit Kipper mit Ladekran und Mehrzwecklastwagen angerückt waren, geleistet.
Bis ca. 18:00 Uhr wurde der Vorrat von ca. 1.200 Sandsäcken wieder aufgefüllt und die Fahrzeughalle soweit aufgeräumt, dass die Stellplätze wieder nutzbar waren. Das Gros der Helfer war bereits entlassen, als gegen 20:00 die nächste Anforderung an den Ortsverband gerichtet wurde. Die Feuerwehr Hannover bat um Unterstützung an der Hautklinik Linden. Aufgrund der Tatsache, daß der Ortsverband Hannover bereits mit allen verfügbaren Pumpen an der Tiefgarage des Ihme-Zentrums im Einsatz war, rückte die zweite Bergungsgruppe erneut mit ihren Tauchpumpen und der mobilen Netzersatzanlage aus. Die Pumpen kamen zunächst alle im Kellergeschoß der Klinik zum Einsatz. Zusammen mit der Ortsfeuerwehr Limmer wurde bis in die Morgenstunden gepumpt.
Da die Hochwasserwand, die von der Feuerwehr bereits mit Sandsäcken erhöht worden war, an mehreren Stellen sehr durchlässig wurde, setzte das Technische Hilfswerk in Absprache mit der Feuerwehreinsatzleitung einen weiteren Trupp mit MLW ein, um die kritischen Stellen mit ca. 200 Sandsäcken zu verstärken.
Am Sonntagmorgen konnten die Pumpen umgesetzt werden. Zusammen mit den Feuerwehren wurde noch bis zum späten Nachmittag Wasser zurück in die Leine gefördert. Danach war der Keller und der Bereich hinter der Schutzwand soweit trocken gelegt, dass durch die Feuerwehr nur noch sporadisch Lenzarbeiten durchzuführen waren.
Für den Ortsverband Ronnenberg war der Einsatz gegen 18:00 Uhr beendet. Insgesamt kamen in den drei Tagen 60 Helfer des Zugtrupps, der 1. und 2. Bergungsgruppe, der Fachgruppe Räumen, der Fachgruppe Ortung und des OV-Stabes zum Einsatz. Allein die "Netto-Einsatzstunden", ohne Ruhe-, Anfahrts- und Bereitschaftszeiten summierte sich auf 1.120 Stunden. Auf dem Unterkunftsgelände wurden gemäß der durch Computereinsatz akribisch geführten Statistik 7.135 Sandsäcke gefüllt. Insgesamt 16 verschiedene Einsätze wurden allein durch die Ronnenberger Helfer geleistet. Die Unterkunft war über den gesamten Zeitraum mit mindestens zwei Helfern besetzt, die die Einsatzunterlagen sowohl an der Lagekarte als auch im Rechnernetzwerk dokumentierten. In der Region Hannover kamen außerdem die THW Ortsverbände Burgdorf, Hannover, Lehrte, Wunstorf und Springe zum Einsatz.
Eingesetzte Helfer und Fahrzeuge
- Mannschaftstransportwagen MTW
- Gerätekraftwagen GKW I
- Gerätekraftwagen GKW II
- Netzersatzanlage NEA 30
- Kipper mit Ladekran Kipper Ldkr
- Bergungsräumgerät BRmG
- Mehrzwecklastwagen MLW-R
- Mehrzwecklastwagen MLW-O1
- Mehrzwecklastwagen MLW-O2
- Personenkraftwagen PKW-OV
- Gabelstapler
- Kipper (KSM Ronnenberg)
- Radlader/Ladegerät (KSM Ronnenberg)
Bernhard Rodeck
THW Ortsverband Ronnenberg