Bereichsausbildung Atemschutz

18 neue Atemschutzgeräteträger im GFB Hannover ausgebildet

Ein AGT-Trupp schält sich aus einem der engen Kriechgänge der Übungsanlage in Bad Nenndorf

Bad Nenndorf. Einsätze mit umluftunabhängigen Atemschutzgeräten gewinnen auch beim THW immer mehr an Bedeutung. Aus diesem Grund sollen in allen Bergungsgruppen und auch in einigen Fachgruppen der Technischen Züge Atemschutzgeräteträger vorgehalten werden.  Die Ausbildung der ehrenamtlichen Helfer wird im Rahmen der Bereichsausbildung durchgeführt. Als Grundlage für die Ausbildungsinhalte dient die Dienstvorschrift der Feuerwehr (FwDV 7) die einen 25stündigen Lehrgang vorsieht.

Am vergangenen Wochenende fand wieder einmal eine Atemschutzbereichsausbildung im Geschäftsführerbereich Hannover statt. Insgesamt 14 THW Helfer aus den Ortsverbänden und 4 Gäste von der Feuerwehr und der Bundespolizei hatten am Freitag auf dem Übungsgelände in Bad Nenndorf eingefunden, als pünktlich um 18 Uhr der Lehrgang begann. Als Bereichsausbilder für den Atemschutz waren Nils Neumann (OV Burgdorf), Martin König (OB Ronnenberg) und Bernhard Rodeck (OV Ronnenberg) für die Durchführung der Ausbildung und die Abnahme der jährlichen Leistungsnachweise verantwortlich.

Die erste aber auch einfachste Hürde hatten die Teilnehmer bereits erfüllt, denn alle verfügten über eine so genannte ärztliche Tauglichkeitsbescheinigung G26/III, die Vorraussetzung für die Arbeit unter schwerem Atemschutz ist. Nach der Begrüßung und Einleitung durch die Ausbilder ging es dann gleich zur Sache. Die Teilnehmer, denen bereits im Vorfeld die Härte und körperliche Belastung in den schauerlichsten Bildern geschildert worden war, durften sich zunächst im Lehrsaal der Theorie widmen. Unterschiedliche Atemschutzgeräte wurden vorgestellt und klassifiziert, Atemgifte, Gefahren und Einsatzgrundsätze wurden erörtert.

Danach ging es an die Gerätekunde. Die Ausbilder erläuterten die Normaldruck Pressluftatmer DA58, PA80 und die Überdruck Geräte BD96, PA94 und PAS und demonstrierten ihre Handhabung . Die Lehrgangsteilnehmer lernten, welche Prüfungen sie vor jedem Einsatz an den Geräten durchzuführen haben.

Den Abschluss des ersten Tages bildete eine Gewöhnungsübung im Gelände, bei der zwei Gruppen per GPS-Empfänger auf eine ca. 2 km Lange Wegstrecke geschickt wurden. Die Atemschutzüberwachung hielt dabei Funkkontakt und fragte in regelmäßigen Abständen die Flaschenfülldrücke ab. Als die Gruppen jeweils eine fiktive Einsatzstelle erreicht hatten, mussten die Helfer eine körperliche Arbeit in Form von Kniebeugen und Liegestützen verrichten.

Ein Teil der Lehrgangsteilnehmer übernachtete in der Übungshalle, während andere gegen Mitternacht für eine nur kurze Nachtruhe nach Hause fuhren. Denn am Samstag gab es bereits um 7 Uhr Frühstück, bei dem die Wenigsten einen ausgeschlafenen Eindruck machten.

Nach dem Frühstück gab es nochmals eine Schonfrist. Theoretisch wurde der Aufbau und die Wirkungsweise der menschlichen Atmung erklärt. Danach ging es erstmals in den Vorbereitungsraum, der für die nächsten Stunden eine zweite Heimat für jeden Atemschutztrupp werden sollte. Jede Übung nahm hier ihren Anfang und endete hier. Beim Ausrüsten mit den ca. 16 kg schweren Pressluftatmern war die gegenseitige Hilfe zwingend erforderlich.

Wie bereits am Vorabend wurden vier Trupps zu vier bzw. fünf Helfern gebildet die je nach Übungslage wiederum zu zwei Gruppen zusammen gefasst wurden. Dabei sei ‚Helfer’ als Sammelbezeichnung aufzufassen, denn neben 17 männlichen Teilnehmern setzte sich mit Nicole auch eine weibliche Teilnehmerin den hohen Anforderungen des Lehrganges aus.

Zwischen 8 Uhr morgens und 23 Uhr abends stellten sich am Samstag die vier Trupps insgesamt sechs unterschiedlichen Übungslagen, die unter Anwendung von Pressluftatmern zu bewältigen waren. In den Erholungspausen wurden noch einige theoretische Grundlagen erarbeitet, bevor am Abend die theoretische Prüfung des Lehrganges zu absolvieren war.

Die praktischen Übungen hatten die Ausbilder so angelegt, dass immer wieder andere Aspekte des Einsatzes unter schweren Atemschutz im Vordergrund standen. Mal war die physische Leistungsfähigkeit gefragt, dann wieder wurde die Psyche belastet oder auf die Lösung im Team besonderer Wert gelegt. Die Ausbildung soll härter sein, als der Einsatz, und die Teilnehmer sollten sich durch die besonderen Anforderungen den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit bewusst werden.

So hatten die Atemschutzgeräteträger zunächst unwegsame und vertrümmerte Bereiche mit Engstellen, Schächten und hohen Hindernissen zu überwinden. In einer Übung ging es darum eine verletzte Person (105 kg) in einem Schleifkorb durch verschiedene Gebäude und über verwinkelte Wege zu transportieren. Dann sollte wiederum in völlig verdunkelten Kellerräumen nach Vermissten gesucht werden, die dann über verschiedene Stockwerke abzutransportieren waren. In engen Röhren waren Hindernisse mittels elektrischer Säbelsäge und hydraulischem Schneidgerät zu beseitigen. In einer weiteren Übung waren Verletzte aus Höhen und Tiefen mittels schiefer Ebene und Rollgliss-Rettungsgerät zu bergen.

Am späten Abend waren alle Teilnehmer froh, nach einem Kaltgetränk und etwas Grillfleisch das Bett aufsuchen zu dürfen. Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen der praktischen und mündlichen Prüfung, bei der offene Fragen aus dem theoretischen Test vom Vortage geklärt wurden.

Für die praktische Prüfung hatten die Lehrgangsteilnehmer den Leistungsnachweis auf der Atemschutzübungsanlage zu absolvieren. Dabei muss mit dem Luftvorrat eine definierte Arbeit an den Hammerzuggeräte, dem Fahrradergometer und der Endlosleiter absolviert und die Kriechstrecke zweimal überwunden werden. Alle Lehrgangsteilnehmer bestanden die Prüfung mit guten Ergebnissen. Die 25 Stunden an einem Wochenenden waren also gut investierte Ausbildung für den Katastrophenschutz.

Im Rückblick war der Lehrgang natürlich halb so schlimm, doch alle Lehrgangsteilnehmer waren nach Abschluß der Prüfung von den Strapazen gezeichnet. Der Lehrgang wurde nach der Herstellung der Einsatzbereitschaft und nach einer Abschlußbesprechung beendet. Trotz des Muskelkaters und der blauen Flecken an den folgenden Tagen wird sicher der eine oder andere den Lehrgang weiterempfehlen, auch wenn er mir im Nachhinein anspruchsvoller und anstrengender als die "normale" Ausbildung erscheint.

Bernhard Rodeck
THW Ortsverband Ronnenberg


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