Düsseldorf / Ratingen / Wuppertal. Zu den Spezialaufgaben im Bergungsdienst des Technischen Hilfswerkes gehört ohne Zweifel die Durchführung von Sprengungen. Mit Hilfe von Explosivstoffen können Gefahrenstellen beseitigt oder Zugänge geschaffen werden. Die Aufgaben werden überwiegend durch die fünf Fachgruppen Sprengen im Länderverband wahrgenommen. Darüber hinaus gibt es aber auch noch einige zusätzliche "Sprengberechtigte", wie die "Sprengmeister" beim THW heißen, in den Ortsverbänden. In der Region Hannover ist Bernhard Rodeck, zugleich Fachberater im OV Ronnenberg, der letzte aktive ehrenamtliche Sprengberechtigte des Technischen Hilfswerkes. Ende August ergab sich die Möglichkeit im Rahmen eines staatlichen Lehrgangs die Fachkunde um das Sprengen unter Wasser zu erweitern.
Denkbare Anwendungen für das Sprengen unter Wasser sind beispielsweise Trennarbeiten, von denen hohe Gefahren für Taucher ausgehen würden oder die aufgrund des Umfanges im Wasser nicht mehr durch Werkzeugeinsatz durchzuführen sind. Denkbar ist auch die Beseitigung von Hindernissen im Wasser nach Katastrophen und Großschadenlagen.
Für den fünftägigen Lehrgang waren jeweils acht Sprengberechtigte und acht Bergungstaucher gemeldet, wobei zwei Teilnehmer – wie auch der Helfer aus Ronnenberg – zugleich Taucher und Sprengberechtigter waren. Die theoretische Ausbildung fand in Ratingen statt. Zur praktischen Ausbildung wurden in Wuppertal-Dornap an drei Tagen in einem 80m tiefen, 750 m langen und 300 m breiten Steinbruchsee getaucht und gesprengt.
Zu den Ausbildungsinhalten gehörte die Lademengenberechung für Gesteins-, Holz- und Stahlsprengungen unter Wasser. Unterschiedliche Formen der Ladungsanbringung und der Verdämmung wurden demonstriert und erprobt. Ein besonderer Schwerpunkt nahm die Minimierung der Druckwelle im Wasser als wesentlichen Beitrag für den Umweltschutz ein. Hier bieten sich durch Luftblasenvorhänge und Verdämmung geeignete Möglichkeiten.
Für die Taucher bestand die Herausforderung in der überwiegend praktisch ausgerichteten Ausbildung Erkundungen unter Wasser durchzuführen die Ladungen so an- bzw. einzubringen, wie es die Sprengberechtigten geplant haben. Insbesondere zum Einbringen der Ladungen war der Betrieb verschiedener druckluftbetriebener Bohrmaschinen erforderlich. Das Arbeiten mit Werkzeugen unter Wasser gestaltet sich durch die infolge des Auftriebs wesentlich reduzierte Schwerkraft wesentlich schwieriger als an Land. Hinzu kommen oftmals schlecht bzw. keine Sicht für die Taucher und ein sehr beengter Arbeitsplatz ohne Möglichkeiten des Abstützens.
Neben unterschiedlichen Leichttauchgeräten (LTG) mit Pressluftflaschen kam auch ein schlauchversorgtes (LVO) Helmtauchgerät zum Einsatz. Jedes Bergungstaucherteam besteht dabei aus einem Taucher, einem Reservetaucher, einem Signalmann, der den Taucher über die Signalleine führt und den Taucheinsatzleiter. Nur wenn der Einsatz von Signalleinen nicht möglich ist, sieht die Unfallverhütungsvorschrift (GUV) den gleichzeitigen Einsatz von zwei Tauchern mit Buddyleine vor.
Im Rahmen der praktischen Ausbildung wurden Felsnasen und Knäpper, Baumstämme unterschiedlicher Dicke sowie Spundwandteile, Stahlträger und Stahlseile unter Wasser gesprengt. Der staatliche Lehrgang endete mit einer praktischen und einer theoretischen Prüfung.
Die Option der Unterwassersprengung bietet sich immer dann, wenn Sprengberechtigte des THW, die über die entsprechende Fachkunde verfügen, von Tauchern aus den Bergungstauchergruppen unterstützt werden. Für den Ortsverband Ronnenberg befindet sich die nächste Tauchgruppe (ÖGA) des THW beim Ortsverband Hameln, so dass eine räumliche Nähe gegeben ist. Der Gruppenführer der Hamelner Bergungstaucher, Alex Meyer, war ebenfalls Teilnehmer auf dem Lehrgang in der vergangenen Woche.
Bernhard Rodeck
THW Ortsverband Ronnenberg