25.03.2007 (Hoya). Spätestens seit der Schiffshavarie der "Prestige" in Spanien im Jahr 2002, bei deren Bekämpfung mehr als 6.000 Helfer gesundheitliche Schäden davontrugen, sind auch in Deutschland die zuständigen Stellen bezüglich des Arbeitsschutzes bei der Ölschadenbekämpfung an der Küste sensibilisiert. Neben besonderen Mess- und Beurteilungskapazitäten zur Abschätzung der Gefahren für die Einsatzkräfte gehört vor allem die Bereitstellung eines geeigneten Körper- und Atemschutzes und eine saubere Schwarz-Weiss-Trennung mit Dekontamination zu den zukünftigen Rahmenbedingungen für die Strandreinigung bei Ölanlandungen mittlerem und großem Ausmaßes.
Die Dekontamination von Personen nach Gefahrgut- oder ABC-Lagen ist in der Bundesrepublik Aufgabe der Feuerwehren. Es ist daher naheliegend zu prüfen, inwiefern die Kapazitäten, insbesondere bei der Ergänzungsausstattung des Bundes (DEKON-P), auch bei Einsätzen im Rahmen der Ölschadenbekämpfung zum Einrichten und Betreiben einer Dekontaminationsstelle für Personen nutzbar sind. Seit Ende letzten Jahres beschäftigt sich daher eine kleine Gruppe von Spezialisten mit dieser Thematik. Als erstes Ergebnis war dabei festzuhalten, dass die Ergänzungsausstattung bei den Feuerwehren allein nicht zweckmäßig einsetzbar ist, jedoch als Rückfallebene insbesondere dann verwendet werden kann, wenn es darum geht, Einsatzkräfte mit und ohne Schutzanzug notfallmäßig zu reinigen. Zusätzliche Ausstattung wie eine geeignete Reinigung ölverschmutzter Stiefel und Handschuhe sowie eine Station zum Entkleiden der Einsatzkräfte aus der ölverschmutzten Schutzkleidung sowie Möglichkeiten der Hand- und Gesichtsreinigung ist beizustellen.
Im Rahmen eines Ausbildungswochenendes an der THW Bundesschule Hoya vom 24. – 26. März 2007 wurden zur Verfeinerung des Konzeptes erste Erprobungen von Kräften des ABC-Zuges des Landkreises Diepholz und der Spezialeinheit Bergung ABC Niedersachsen des THW, Teileinheit Ronnenberg, durchgeführt.
Parallel dazu wurden Führungskräfte aus der Ölschadenabwehr und aus den Fachgruppen "Führung und Kommunikation" in die Probleme des Arbeitsschutzes und der Schwarz-Weiss-Trennung mit Dekontamination eingewiesen. Neben einer theoretischen Ausbildung über die Gefahren und Schutzmöglichkeiten bei der Ölschadenbekämpfung an der Küste am Freitagabend und die Dekontamination von Einsatzkräften am Samstag morgen, war der Samstagnachmittag für die praktische Vorführung und das Sammeln eigener Erfahrungen vorgesehen.
Die Ronnenberger THW Helfer hatten zusammen mit den Diepholzer Feuerwehrkameraden am Vormittag eine Dekontaminationsstelle aufgebaut und geeignete Prozeduren erprobt. Weiterhin war eine kleine Ölschadenstelle eingerichtet worden, an der sich die Führungskräfte, nachdem sie in die Arbeitssicherheit eingewiesen und mit Schutzkleidung ausgerüstet wurden, tätig werden konnten. Das klebrige und hochviskose Darstellungsmittel verteilte sich aufgrund der Besonderheiten des Parcours schnell über die gesamte Schutzkleidung, so dass die nachfolgende Dekontamination zumindest hinsichtlich der Gefahren der Kontaminationsverschleppung unter realistischen Bedingungen durchgeführt werden konnten.
Gegen 17 Uhr waren dann alle Helfer und die verwendete Ausstattung soweit gereinigt, dass die Dekontaminationsstelle wieder abgebaut werden konnte.
Bis zur bevorstehenden Großübung des Havariekommandos im September 2007 in der Lübeckerbucht sind noch weitere Übungen und Erprobungen dieser Art erforderlich, bei denen die zusätzliche Ausstattung verbessert und die Verfahrensweise verfeinert werden soll.
Als Ziel soll ein Ergänzungssatz konzipiert und vom Havariekommando beschafft werden, der es Feuerwehren mit einer DEKON-P Bundesausstattung ermöglicht, auch ölverschmutzte Einsatzkräfte sinnvoll zu reinigen und sicher zu entkleiden. Die Aufgabe der Personendekontamination soll weitestgehend auch bei der Ölschadenbekämpfung durch die Feuerwehren mit entsprechender Spezialausstattung durchgeführt werden.
Bernhard Rodeck
THW Ortsverband Ronnenberg