Ronnenberg. Im täglichen Einsatzgeschehen des Technischen Hilfswerkes wird es immer häufiger zur Regel, dass kleine schlagkräftige Einheiten, bestehend aus den Spezialisten der benötigten Bergungs- oder Fachgruppen auf Anforderung von Bedarfsträgern zum Einsatz kommen. Die Alarmierung eines ganzen Technischen Zuges ist hingegen die Ausnahme.
Am vergangenen Samstag übten 38 ehrenamtliche Helfer des THW Ortsverbandes Ronnenberg, die sich trotz des Himmelfahrtswochenendes zum Dienst einfanden, den gemeinsamen Einsatz im Zugverband. Neben Spezialisten aus dem Zugtrupp, der ersten und der zweiten (schweren) Bergungsgruppe, der ÖGA-Gefahrgut sowie den Fachgruppen Räumen und Ortung nahm auch das DRK aus Ronnenberg-Empelde mit einer Sanitätsgruppe und einem Verpflegungstrupp an der Übung teil.
Ausgangslage war eine Gasexplosion, die sich auf einem Industrieareal ereignet haben sollte. Die Einsatzleitung der Feuerwehr teilte dem Technischen Zug Ronnenberg einen Einsatzraum bestehend aus drei Gebäuden und umliegenden Freiflächen zu und unterstellte für die sanitätsdienstliche Betreuung Teile der DRK SEG-Empelde. Mehrere Betriebsangehörige wurden angeblich noch vermisst.
Nach Eintreffen im Schadengebiet wurde zunächst ein Bereitstellungsraum für die THW Kräfte und die Zugbefehlsstelle als Untereinsatzabschnittsleitung eingerichtet. Die Bergungsgruppen stellten mehrere Erkundungstrupps zusammen, denen auf Anforderung Rettungshundeteams der Fachgruppe Ortung zugeordnet wurden. Die Aufgabe der Fachgruppe Räumen bestand zunächst darin, den Anfahrtsweg für die Großfahrzeuge durch Beseitigung eines Trümmerberges zu verbreitern.
Eine verletzte Person wurde auf einem hohen Sandkegel geortet und von dort durch einen Bergungstrupp gerettet, bevor ihn die Sanitätskräfte zur weiteren Versorgung übernahmen. Ein anderer Vermisster war in einer Produktionshalle in eine ca. vier Meter tiefe Grube zwischen Maschinenteile gestürzt. Zur Rettung mussten durch den eingesetzten Trupp zunächst Metallteile mit dem hydraulischen Schneidgerät und dem Spreizer beseitigt werden, bevor das Rollglissgerät und der Schleifkorb zum Einsatz kamen.
Die Fachgruppe Räumen sollte nun eine auf Anordnung der Einsatzleitung eine Gasleitung freilegen, um hier sicherheitshalber eine Verschlussblase durch die Gaswerke setzen zu können. Trotz der Mitteilung, dass das Gas abgestellt sei, wurde der Arbeitsbereich mit den Ex-Warngeräten überwacht. Neben dem Bergungsräumgerät mit Frontbaggerarm und Tieflöffel kam auch der Drucklufterzeuger mit Presslufthammer zum Einsatz.
In einem Raum im Obergeschoss einer anderen Werkhalle sowie auf einem angrenzenden Dach wurden zwei weitere Verletzte geortet. Der Zugang konnte nur über Leitern erfolgen, da die Treppenbereiche als zerstört galten.
Die Ortung und Bergung von zwei weiteren Verletzten gestaltete sich sehr aufwendig. Die Arbeiter waren in den weitläufigen Kabelkriechgängen unter dem Gebäudekomplex verschüttet worden. Zur Rettung der Verletzten wurde u.a. eine Seilbahn gebaut. Grossen Wert legte die Übungsleitung auch darauf, dass den gefundenen Personen bis zu ihrer Bergung auch eine bestmögliche Betreuung zukam.
Die Fachgruppe Räumen entfernte mit dem Ladekran mehrere Betonabdeckungen, um Zugang zu dem unterirdischen System zu erhalten. Ein Verletzter konnte durch den zugeteilten Bergungstrupp über eine dieser Öffnungen gerettet werden.
Die Ortung der anderen Person gestaltete sich schwierig, da die Spürhunde lediglich Witterung an den Zugangsöffnungen der Kriechgänge aufnahmen. Zur exakten Lokalisation, des zu diesem Zeitpunkt schon mehr als 3 Stunden Eingeschlossenen, kam das elektronische Ortungsgerät zum Einsatz, das die Klopfzeichen registrierte. Nach genauer Feststellung der Lage des Verletzten, wurde von der Strasse aus ein Deckendurchbruch mit dem Hydraulikhammer des Bergungsräumgerätes hergestellt, durch den die Helfer vordringen konnten. Mittels Bergungsschleppe wurde auch der sechste verletzte Werksangehörige gerettet.
Während die Fachgruppe Räumen weitere Trümmer beseitigen musste, erhielt die Untereinsatzabschnittsleitung den Auftrag die Erkundung in einem angrenzenden Gebäude vorzunehmen. Hier sollten angeblich Chemikalien ausgelaufen sein. Zwei Einsatztrupps und ein Rettungstrupp wurden mit leichten Chemikalienschutzanzügen und Pressluftatmern ausgestattet, während die anderen Helfer der beiden Bergungsgruppe einen behelfsmäßigen Dekontaminationsplatz herrichteten. Ausgestattet mit Messgeräten wurde das Gebäude begangen, wobei wiederum Leitern zum Einsatz kamen. Erschwert wurde die Aufgabe für die Atemschutzgeräteträger, da die Übungsleitung die Masken mit teiltransparenter Folie präpariert hatte.
Die vorgehenden Trupps fanden mehrere Gefahrgutgebinde, deren teilweise fragmentierte Kennzeichnung und Beschriftung an die Führungsstelle übermittelt wurden. Diese wiederum forderte die Stoffinformationen bei der Einsatzleitung an. Zum Abschluss der Übung wurde angenommen, dass sich einer der unter leichtem Chemieschutz vorgehenden Helfer verletzt hatte und von seinen Kameraden aus der Schadenstelle heraus gerettet werden musste.
Nach fünf Stunden war die gemeinsame Übung des Technischen Zuges beendet und man konnte sich an der Verpflegungsstelle des DRK wieder stärken. Obwohl alle beteiligten Teileinheiten, bedingt durch das lange Wochenende, nur in verringerter Mannschaftsstärke in den Einsatz gingen, konnten die gestellten Aufgaben überwiegend zur Zufriedenheit der Übungsleitung erledigt werden. Durch die Beteiligten wurde bei der Nachbesprechung der Wunsch geäußert, öfter solche oder ähnliche Übungen durchzuführen, bei denen es auf das Zusammenwirken der Kräfte aus verschiedenen Teileinheiten an kommt. Ein besonderes Lob soll an dieser Stelle nochmals dem Verpflegungstrupp des DRK aus Empelde ausgesprochen werden. Den Helfern hat das Mittagessen gemäß vielfacher Bekundungen sehr gut geschmeckt.
Bernhard Rodeck
THW Ortsverband Ronnenberg