Übung im Chemiebetrieb

Helfer des THW Ronnenberg folgen Einladung der Firma Honeywell

Ronnenberg/Seelze. Zu einer interessanten Ausbildungsveranstaltung wurden am Montagabend 26 Helfer des THW Ortsverbandes Ronnenberg in den Chemiestandort Seelze der Firma Honeywell eingeladen. In diesem Fall sollten speziell die Helfer die in den Gruppen örtliche Gefahrenabwehr (ÖGA) "Elektroversorgung" und "Gefahrgut" geschult werden. Gemeinsame Ausbildungsveranstaltungen mit der Werkfeuerwehr des Chemiebetriebs haben mittlerweile schon Tradition und werden jährlich durchgeführt.

Bereits um 17 Uhr rückten fünf Spezialisten aus dem Bereich Elektroversorgung mit dem GKW-GG und der Netzersatzanlage NEA283 aus. Übungsannahme war hier eine technische Störung, die dazu führte, dass die Stromversorgung auf dem Werksgelände teilweise nicht mehr sichergestellt werden konnte. Im Rahmen einer technischen Hilfeleistung sollte das THW Ronnenberg kurzfristig in das werkseigene Stromnetz im Bereich der Trafogruppe 12 einspeisen, um betriebswichtige Aggregate weiter betreiben zu können. Nach einer kurzen Einweisung in die elektrotechnische Anlage machten die THW Helfer die Netzersatzanlage betriebsbereit, setzen die erforderlichen Erdungen, verlegten Leitungen und prüften das Drehfeld. Danach konnten die Einspeiseleitungen angeschlossen werden.

Nachdem die THW Helfer und die anwesenden Betriebsangehörigen jeweils mehrmals die Netzersatzanlage mit dem bestehenden Stromnetz synchronisiert hatten, wurde im Teil- und Volllastbetrieb eingespeist. Im letzten Jahr durften ähnliche Übungen bereits an anderer Stelle im Werk durchgeführt. Ziel soll es sein, Erkenntnisse zu sammeln, wie lange der Aufbau und Anschluss der Netzersatzanlage dauert und inwiefern das THW werkseitig unterstützt werden kann. Das NEA283 wird dem THW Ronnenberg durch die THW-Helfervereinigung e.V. zur Verfügung gestellt und ist kein Bundeseigentum.

Pünktlich um 18 Uhr rückten dann die Gefahrgut-Anteile (ÖGA) des Technischen Zuges Ronnenberg aus. Die Werkfeuerwehr Honeywell hatte zwei Szenarien ausgearbeitet, die parallel gemeinsam von THW und Feuerwehr bearbeitet werden sollten. Der Leiter der Werkfeuerwehr führte zunächst jedoch eine Einweisung in die Technik der Schienenkesselwagen durch. Welche Bauformen gibt es, welche Anschlüsse sind vorhanden, worauf ist beim Befüllen und Entleeren zu achten und was sollte man im Falle eines Unfalles tunlichst unterlassen.

Danach wurden die Schadenlagen bekannt gegeben und die gemischten Einheiten rückten von der Feuerwache zu den Einsatzstellen ab. Auf einem Werksgleis war ein teil befüllter Einheitskesselwagen undicht geworden. Die Aufgabe der Kräfte bestand darin, die restliche Menge der 35%igen Salzsäure in einen Tankcontainer umzupumpen. Während die Werkfeuerwehr Messungen durchführte und den Gefahrenbereich absperrte, sollte das THW mit dem Wechselbrückenfahrzeug den 20m³-Container der Feuerwehr zur Einsatzstelle bringen. Einsatzkräfte der Feuerwehr und des THW rüsteten sich mit Pressluftatmern und Chemikalienschutzanzügen (CSA) aus.

Nacheinander gingen gemischte CSA-Trupps vor, um die Auffangwanne auszulegen, die Schläuche und die Pumpe vorzubringen und anzuschließen und die Flüssigkeit Umzupumpen. Im Einsatz war eine spezielle Schlauchpumpe für Gefahrgüter. Zur Entleerung wurde das zweifach gesicherte Bodenventil des Kesselwagens genutzt. Die Dekontamination der CSA-Trupps kann auf dem Werksgelände in den Notduschen der meisten Betriebsgebäude erfolgen. Das THW setzte insgesamt acht CSA-Träger ein.

An einer zweiten Einsatzstelle wurde angenommen, dass innerhalb einer chemischen Anlage eine verletzte Person zu orten und zu bergen sei. Diese Anlage war so versperrt, dass sie durch den Bergungstrupp des THW nur mit Hilfe der Teleskopmastbühne der Werkfeuerwehr erreicht werden konnte. Da sich der Korb aufgrund von höheren Hindernissen nicht weit genug absenken ließ, mussten sich die THW Helfer über der Schadenstelle abseilen.

Der vorgehende Trupp setzte leichte Chemikalienschutzanzüge und Pressluftatmer ein. Weitere Atemschutzgeräteträger warteten am Boden um den Verletzten, der mit dem Schleifkorb - angehängt an das Hubrettungsgerät - geborgen werden sollte, in Empfang zu nehmen. Nach dem Abseilen von der Arbeitsplattform der Teleskopmastbühne galt es den Verletzten in einem völlig vernebelten Übungscontainer der Werkfeuerwehr zu orten und zu befreien. Kriechgänge und Hindernisse erschwerten die Arbeit, die zudem ohne Sicht durchgeführt werden musste. Mittels Wärmebildkamera wurde der CSA-Trupp durch die Stationsbetreuer überwacht.

Die verbliebenen THW-Helfer leuchteten beide Einsatzstellen mit dem NEA30 und Scheinwerferbrücken mit Halogen- oder HQI-Strahlern aus. Nach Abschluss der beiden Übungsteile führten die CSA-Träger des THW in den gasdichten Schutzanzügen Abseil- und Aufseilübungen an der Teleskopmastbühne der Feuerwehr aus. Gegen 21:30 Uhr war die Übung beendet und die alle Beteiligten fanden sich zu einem kleinen Imbiss in der Wache der Werkfeuerwehr ein.

Obwohl diverse kleine Fehler auftraten, wurde ein positives Fazit gezogen. Eine solche Übung ist letztendlich dazu da, Stärken und Schwächen aufzuzeigen und die Erkenntnisse in die weitere Ausbildung einfließen zu lassen. Für die Kräfte des Technischen Hilfswerkes ist es von großem Vorteil im Bereich der Einsätze mit gefährlichen Stoffen von dem Know How der Spezialisten aus der chemischen Industrie lernen zu können.

Bernhard Rodeck
THW Ortsverband Ronnenberg


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